— 178 —
in Frankfurt a. M. zusammen, welches den Erzherzog Johann von Oestreich zum Reichsverweser wählte. In diesem Parlamente saßen neben den gelehrtesten und geistreichsten, für das Volkswohl uneigennützig wirkenden Männern eine Menge zügelloser Demokraten. Zwischen diesen und den Gemäßigten, der monarchischen Partei, kam es am 18. September zu einem Aufstande und Straßenkampfe, welcher durch hessisches und preußisches Militär niedergeschlagen wurde. Dieser Ausstand und die darauf folgende Ermordung des Generals von Anerswald und des Fürsten Lichnowsky (beide Preußen) zeigten den Abgrund der Demokratie und wurden von allen Bessergesinnten verurtheilt. Um ähnliche Vorgänge in Berlin zu verhüten, wnrde über die Stadt der Belagerungszustand verhängt und General Wrangel zum obersten militärischen Befehlshaber ernannt. Unterdessen hatte das Frankfurter Parlament die Aufstellung einer deutschen Reichsver-sassuug beendet und bot nun Friedrich Wilhelm Iv. die deutsche Kaiserkrone an; dieser aber wies sie, da nicht alle deutschen Fürsten damit einverstanden waren, zurück. Statt dessen gab er Preußen im Jahre 1849 eine neue Verfassung, welche in ihren Hauptzügen noch heute besteht. Durch diese Verfassung trat Preußen in die Reihe der constitutiouelleu Staaten ein. An der Spitze des Landes steht der König, ihm zur Seite zwei Kammern, das Herrenhaus, aus den volljährigen Prinzen des königlichen Hauses, aus erblichen, aus vom König auf Lebenszeit ernannten und gewählten Mitgliedern bestehend, und das Abgeordnetenhaus, in welches das Volk alle drei Jahre neu wählt; beide Kammern bilden den Landtag, der die Gesetze zu beratheu und die Einnahmen und Ausgabe» des Staates zu regeln hat.
Das Frankfurter Parlament löste sich bald auf, ohne jeglichen besonderen Erfolg erzielt zu haben. Friedrich Wilhelm, der gar wohl eingesehen hatte, daß die Gestaltung Deutschlands eine andere werden, daß Deutschland nicht einen Staatenbund, sondern einen Buudesstaat bilden müsse, erklärte, er habe sich an die Spitze des deutschen Vaterlandes gestellt. Im Mai 1849 schloß er mit den Königen von Sachsen und Hannover den Dreikönigsbund: die beiden letzteren traten in Folge von Einflüssen ans Wien bald wieder von demselben zurück. Da versuchte es Preußen auf eiue andere Weise, eine geschlossene Reichseinheit herbeizuführen; es berief 1850 ein Reichsparlament nach Erfurt, welches die vou ihm vorgeschlagene Reichsversassuug berieth und annahm. Aber Oestreich war damit nicht einverstanden; mit allen Mitteln er-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre]]
Extrahierte Personennamen: Johann_von_Oestreich Johann Lichnowsky Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt_a._M. Anerswald Berlin Deutschlands Deutschland Sachsen Hannover Wien Erfurt
— 179 —
strebte es die Wiederherstellung des Bundestages, welcher vom Frankfurter Parlament aufgehoben worden war. Ein Streit des kurhessischen Ministers Hassenpflug mit den hessischen Ständen wegen Verfassungsverletzung veranlaßte die Mobilmachung des östreichischen und des preußischen Heeres. Der wieder zusammengetretene Bundestag sandte ein östreichisches und ein bairisches Heer ins Land, die Hessen zur Unterwerfung zu bringen; auch Preußen war bereit, dem Bundestag entgegenzutreten und mit Oestreich den Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland zu beginnen, aber die drohende Haltung Rußlands verhinderte diesmal den Ausbruch des Krieges. Noch einmal gab Preußen nach; der Bundestag wurde wieder hergestellt, und Oestreich trat wieder 'an die Spitze Deutschlands.
d. Friedrich Wilhelms Iv. Verdienste. Friedrich Wil-helm's Regierungsjahre sind von reichem Segen für sein Land gewesen, besonders auch durch die Pflege christlichen und kirchlichen Sinnes. Er unternahm öfter Reisen durch das Land, um sich selbst von dem Zustande desselben zu überzeugen; seine Unterthanen durften ihm da jederzeit nahen und ihre Gesuche vorbringen.
Als er einst auf einer solchen Reise in ein Städtchen kam, waren ihm die Bewohner desselben und die Schulkinder bis vor das Thor entgegen gekommen. Ein weißgekleidetes Mädchen überreichte dem König einen Strauß und sprach dabei ein sinniges Gedicht. Der König, dem das Kind gefiel, fragte es. indem er auf eine Blume hinwies: „Wohin gehört denn das?-„Ins Pflanzenreich," war die Antwort. „Und wohin gehört dieser Stein?" fragte er, auf einen Stein zeigend, weiter. .Ins Mineralreich/ antwortete das Kind. „Wohin gehöre ich denn?" war die dritte Frage. Ohne Zandern antwortete das Kind: „Ins Himmelreich." Da hob der König das Kind empor, küßte es, und eine Thräne erglänzte in seinem Auge.
Auf alle Gebiete erstreckte sich des Königs Fürsorge: er hob die Industrie, setzte für Handel und Gewerbe ein eignes Ministerium ein, erleichterte den Postverkehr, vermehrte Fluß- und Seeschifffahrt, ließ Eisenbahn- und Telegraphenlinien anlegen. An der Nordsee erwarb er vom Großherzog von Oldenburg ein Gebiet*), welches später zur Anlegung eines Kriegshafens benutzt wurde. Kunst und Wissenschaft fanden treue Pflege und Förderung, und zahlreiche Anstalten christlicher Barmherzigkeit, Waisenhäuser, Krankenhäuser u. f. w. wurden gegründet. Im Verein mit England stiftete Friedrich Wilhelm in Jerusalem ein evangelisches Bisthum.
*) Das Iahdeyebiet.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wil-helm's Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Deutschland Deutschlands Nordsee Oldenburg England Jerusalem
— 187 —
Stande kam. Dänemark verlor Schleswig-Holstein.
Ein Gebiet von 341 Quadratmeilen mit fast einer Million deutscher Bewohner war Deutschland wiedergegeben.
c. Der deutsche Krieg. Die gemeinsame Verwaltung vou Schleswig-Holstein durch Oestreich und Preußen, wie sie im Wiener-Frieden festgesetzt war, führte bald zu Streitigkeiten zwischen beiden Staaten, welche noch dadurch verschärft wurden, daß der Herzog von Augustenburg wieder mit Ansprüchen an die Herzogtümer hervortrat und von Oestreich unterstützt wurde. Diese Streitigkeiten führten zunächst zur Theilung der Verwaltung, indem Oestreich Holstein und Preußen Schleswig in Verwaltung nahm. Als Oestreich fortfuhr, den Herzog von Augustenburg zu unterstützen, ja zugab, daß derselbe Versammlungen abhielt, in welchen er öffentlich als der rechtmäßige Fürst des Landes ausgerufen wurde, drohte Preußen mit Abbruch der bisherigen Verhältnisse; Oestreich betheuerte zwar feine Unschuld, rüstete aber insgeheim, so daß Bismarck, die Gefahr erkennend, sich nach Bundesgenossen umsah; einen solchen fand er in Italien. Nun stellte Preußen im Bundestage den Antrag ans Aenderung der Bundesverfassung; ein deutsches Parlament sollte die Regierungen dabei unterstützen; dem widersetzte sich Oestreich sammt den kleinen Bnndesftaaten. Als nun Oestreich die Einberufung der holsteinischen Stände ankündigte, erklärte Preußen dies als vertragswidrig; der General von Manteuffel rückte von Schleswig aus in Holstein ein und forderte den Gouverneur von Holstein, General Gablenz, auf, die frühere gemeinsame Verwaltung wieder einzuführen.
Dieser aber ging nicht darauf ein, sondern verließ mit feinen Truppen das Land. Damit ward der Bruch vollständig; der deutsche Bund beschloß am 14. Juni 1866 den Krieg gegen 1866 Preußen; letzteres erklärte seinen Austritt aus dem Bunde.
Am 15. Juni bot Preußen den nächsten Nachbarn unter seinen Feinden, Sachsen, Hannover, Knrhessen und Nassau, nochmals den Frieden an, wurde aber zurückgewiesen, weshalb schon am folgenden Tage preußische Truppen in die genannten Länder einrückten. Am 18. Juni erließ der König den Aufruf: „An mein Volk!" in welchem er erklärte, das Vaterland fei in Gefahr, indem feine Feinde es von der Stufe, auf welche es durch die Thaten des großen Friedrich erhoben worden, herunterstoßen wollten, und in welchem er Gott um Segen für die preußischen Waffen anrief. In wenigen Tagen war die ganze preußische
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Dänemark von_Augustenburg Oestreich Oestreich Augustenburg Oestreich Oestreich Oestreich Manteuffel General_Gablenz Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Deutschland Schleswig-Holstein Holstein Italien Holstein Holstein Sachsen Hannover Nassau